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Thema des Tages
Ausgegeben vom Deutschen Wetterdienst. Neueste Meldung oben

Wissenschaft kompakt

Die heiße Kugel



Unsere Atmosphäre zeigt sich in ihrem vertikalen Aufbau von vielen
verschiedenen Seiten. Im Thema des Tages vom 17.10.2025 haben wir
ihren schichtartigen Aufbau kennengelernt. Nachdem schon die
untersten drei Schichten in Themen des Tages etwas näher betrachtet
worden sind, setzen wir die Reihe heute mit der nächsten Schicht
fort: Der Thermosphäre. Es geht um extreme Temperaturen, Sonnenwinde
und Polarlichter.



Unsere Atmosphäre... eine Gasschicht, die unsere Erde vom Weltraum
trennt. Bei genauerer Betrachtung stellt sich heraus, dass sie einen
speziellen vertikalen Aufbau besitzt. Im Thema des Tages vom
17.10.2025 wurde schon ein kurzer Überblick über die atmosphärischen
Schichten gegeben. Dem Aufbau der Atmosphäre folgend, ist nun nach
Betrachtung der Tropo-, Strato- und Mesosphäre in einzelnen Themen
des Tages die Thermosphäre an der Reihe.
Die Thermosphäre befindet sich oberhalb der Mesopause und wird nach
oben hin durch die anschließende Thermopause begrenzt. Sie erstreckt
sich ausgehend von etwa 85 km Höhe bis etwa 600 km. Der Name dieser
Schicht leitet sich von den griechischen Worten "thermós" ? warm/heiß
und "sphaira" ? Kugel ab.
Der Name ist Programm! Grundlage für die Abgrenzung der Schichten ist
der vertikale Temperaturgradient. In der Thermosphäre ist dieser
durchweg positiv. Die Sonnenstrahlung im extrem ultravioletten
Spektrum (EUV) wird hier absorbiert. Das hat zur Folge, dass die
Temperatur rasch mit der Höhe ansteigt. Herrschen am Unterrand dieser
Schicht Temperaturen um -90 °C, so können es nur 30 km darüber schon
um die +100 °C sein. Zum Oberrand der Thermosphäre hin nähert sich
die Temperatur immer stärker einem oberen Grenzwert an. Stark
abhängig von der aktuellen Sonnenaktivität schwankt dieser zwischen
200 °C und 1200 °C!
Der Temperaturbegriff ist in diesen Höhen jedoch mit Vorsicht zu
gebrauchen. Durch die sehr dünne Luft entspricht sie nämlich nicht
mehr unserer gefühlten Temperatur, sondern leitet sich aus der
mittleren Bewegungsenergie der einzelnen Teilchen ab. Die
Internationale Raumstation ISS oder auch Space-Shuttles, die sich in
diesem Bereich aufhalten, verglühen darum nicht auf der Stelle.
Die Sonne spielt auf eine weitere Weise eine Rolle. Hin und wieder
werden große Mengen von geladenen Teilchen in Richtung der Erde
ausgestoßen - sogenannte Sonnenwinde. Das Magnetfeld der Erde lenkt
die Teilchen um und schützt uns Menschen. Besonders starke
Sonnenwinde verformen dieses Magnetfeld und führen (hauptsächlich) in
der Thermosphäre zu spektakulären Lichtphänomenen. Je nachdem in
welcher Höhe sie auftreten können sie grün, rot, rosa oder in
seltenen Fällen auch bläulich bewundert werden. Die Rede ist
natürlich von den Polarlichtern - auch Aurora borealis
(Nordhalbkugel) oder Aurora australis (Südhalbkugel) genannt.
Mit zunehmendem Abstand zur Erdoberfläche ist die Luft nicht überall
gleich zusammengesetzt, sondern die Atome "ordnen" sich mehr und mehr
nach ihrer Masse an. Das heißt, leichtere Atome sind in größerer Höhe
zu finden als schwerere. Abhängig davon, in welcher Höhe es durch die
Änderung des Magnetfeldes zu einer Anregung der vorhandenen Atome
kommt, wird somit bevorzugt eine Art von Atomen angeregt. Zumeist
sind es Sauerstoff- oder Stickstoffatome, die, sobald sie wieder in
den Grundzustand wechseln, Licht mit spezieller Wellenlänge erzeugen.
Grüne Polarlichter entstehen durch die Anregung von Sauerstoffatomen
in einem Höhenbereich um 120 km. Rote Polarlichter wiederum entstehen
durch angeregte Stickstoffatome in Höhen zwischen 240 und 320 km.
Wir haben nun etwas über die Thermosphäre erfahren. Diese Schicht ist
geprägt von extremen Temperaturen und fasziniert durch optische
Spektakel in Form der Polarlichter. Lassen wir den Blick noch weiter
hinauf wandern, so wartet noch die letzte atmosphärische Schicht
darauf, etwas genauer betrachtet zu werden. Aber das muss warten bis
es heißt: Die Außenkugel...


Dipl.-Met. Simon Trippler/M.Sc. Fabian Chow

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.12.2025

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst



Wetter aktuell

Vom Winter keine Spur!



Vom Winterwetter fehlt weiter jede Spur. Kräftige Atlantiktiefs
führen ungewöhnlich milde Luft nach Deutschland und machen jede
Hoffnung auf verschneite Winterlandschaften zunichte.



Ende November keimte Hoffnung bei allen Winterfans auf. Die
Temperaturen sanken kräftig, teilweise herrschte Dauerfrost und vor
allem im Bergland bildete sich eine erste nennenswerte Schneedecke
aus. Dazu kamen dann auch die Meldungen von einem außergewöhnlich
stark schwächelnden Polarwirbel, der die Wahrscheinlichkeit für
kaltes Wetter in Mitteleuropa statistisch erhöht. Doch am Ende sollte
es nur ein Strohfeuer bleiben: Zum Monatswechsel und Anfang Dezember
stiegen die Temperaturen, dem Schnee ging es an den Kragen und auch
der Polarwirbel kräftigte sich wieder. War es das nun mit dem
(Früh-)Winter oder kommt da noch was?

Verantwortlich für die andauernde Mildphase ist derzeit eine überaus
rege Tiefdrucktätigkeit über dem Nordatlantik, die in Teilen
Westeuropas für äußerst turbulentes Wetter sorgt (siehe Abbildung 1).
Im Zusammenspiel mit einer ausgedehnten, ziemlich ortsfesten
Hochdruckzone über Süd- und Osteuropa schaufeln sie fortwährend sehr
milde Meeresluft vom mittleren Nordatlantik bis nach Mitteleuropa.
Zwar sorgen die Ausläufer der Tiefs für einen teils leicht
unbeständigen Wettercharakter, dennoch erreichen die Temperaturen für
Dezember ungewöhnlich hohe Werte.


Abbildung 2 zeigt die Höchsttemperaturen bis Mittwoch. Demnach werden
fast überall zweistellige und verbreitet Temperaturen um 15 °C
erreicht, in der Spitze am Oberrhein sogar bis zu 17 °C. Normal wären
zu dieser Jahreszeit eigentlich eher zwischen 5 und 10 °C. Von den
Dekaden- und Monatsrekorden, die gerade im Südwesten meist bei Werten
um oder über 20 °C liegen, ist man aber noch ein Stückchen entfernt.
Spitzenreiter ist Müllheim, dort wurden am 16. Dezember 1989 sage und
schreibe 24,0 °C gemessen.

Das Wetter gestaltet sich dazu recht unterschiedlich, wie die
relative Sonnenscheindauer der nächsten Tage in Abbildung 2
verdeutlicht. Demnach gehen die hohen Temperaturen im Süden mit meist
trockenem und sonnigem Wetter einher. Aber Achtung: Gerade in den
Flussniederungen können sich die wintertypischen, zähen Nebel- und
Hochnebelfelder halten. Dann bleibt es natürlich spürbar kühler. In
der Mitte, vor allem aber im Norden dürften sich die hohen
Temperaturen bei meist starker Bewölkung und zeitweiligen Regenfällen
dagegen deutlich weniger "mollig" anfühlen.


Und wie geht es danach weiter? Im Grunde ändert sich relativ wenig.
Mit Blick auf die Großwetterlage und selbst unter Berücksichtigung
der zunehmenden Unsicherheit stehen die Chancen auf durchgreifendes
Winterwetter auch in der nächsten Woche sehr schlecht. Atlantische
Tiefs laufen weiterhin mehr oder weniger erfolgreich gegen das
Hochdruckbollwerk über dem Kontinent an. Wir liegen in der
Übergangszone in einer meist westlichen bis südwestlichen Strömung,
in der zwar nicht mehr ganz so milde, für winterliches Wetter aber
immer noch viel zu warme Luft zu uns kommt.


Dipl.-Met. Adrian Leyser Sturm

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 08.12.2025

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst





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