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Thema des Tages
Ausgegeben vom Deutschen Wetterdienst. Neueste Meldung oben

Wissenschaft kompakt

Blitze und die Erfindung des Blitzableiters


Heranziehende dunkle Wolken, der Wind frischt auf und man hört schon
das erste Donnergrollen. Bald darauf beginnt es zu regnen und dann
sieht man es auch: Blitze, die den Himmel durchzucken. All das lässt
sich gut durch das heimische Fenster beobachten, denn dort fühlt man
sich sicher, auch dank des Blitzableiters.


Seit jeher blickten die Menschen ehrfürchtig in den Himmel, wenn
Blitze zuckten und Donner grollte ? und fast überall auf der Welt
glaubte man, dass dies das Werk mächtiger Götter sei. Bei den
Germanen war es der furchtlose Donnergott Thor, der seinen Hammer
schwang und die Funken auf die Erde schleuderte. In Griechenland war
es Zeus, der wütend Feuer vom Himmel warf, bei den Römern war es der
Göttervater Jupiter. Heute wissen wir es besser: Ein Blitz ist kein
göttlicher Zorn, sondern eine beeindruckende Naturerscheinung ? eine
gigantische elektrische Entladung. Per Definition sind Blitze eine
von starken Licht- und Schallerscheinung begleitete, natürliche
Funkenentladung großen Ausmaßes, die bei einem Gewitter auftritt. Die
Entladung erfolgt in einem Blitzkanal, der einen Durchmesser von
wenigen Zentimetern hat. Der dabei fließende Strom hat eine
Stromstärke bis etwa 100.000 Ampere und erzeugt damit Temperaturen im
Blitzkanal von über 20.000 Grad Celsius. (Zum Vergleich die
Sonnenoberfläche hat eine Temperatur von etwa 6.000 Grad Celsius)

Anfang des 18. Jahrhunderts begann eine aufregende Ära: Die
Wissenschaft entdeckte die Macht des Experiments! Während manche
Menschen noch fest an abergläubische Erklärungen für Blitze glaubten,
kamen allmählich neue, handfestere Theorien auf. Einige vermuteten,
dass Blitze aus chemischen Reaktionen verschiedener Gase in der Luft
entstanden. Andere wiederum waren der Wahrheit schon näher auf der
Spur ? sie vermuteten, dass Elektrizität eine Rolle spielte. Mutige
Forscher machten sich daran, mit naturwissenschaftlichen Experimenten
dem Geheimnis der Blitze auf den Grund zu gehen.

Eine der bekanntesten Geschichten aus dieser Zeit ist die, des
Drachenexperimentes von Benjamin Franklin ? dem amerikanischen
Schriftsteller, Wissenschaftler und Staatsmann. An einem
gewitterreichen Junitag 1752 ließ Franklin gemeinsam mit seinem Sohn
einen Drachen steigen, an dessen Spitze ein Eisendraht befestigt war.
Als die dunklen Gewitterwolken aufbrausten und der Blitz einschlug,
wurde die elektrische Ladung über das nasse Seil bis zu einem daran
befestigten Schlüssel geleitet. Dort konnte Franklin die Kraft des
Blitzes in einem Flaschenkondensator speichern. So sagt es zumindest
die Legende. Ob das Experiment tatsächlich geglückt ist, ist bis
heute umstritten, da es keinerlei Augenzeugen gab und Benjamin
Franklin sich durchaus über die Gefährlichkeit des Experiments
bewusst war.

Auch in anderen Teilen der Welt wurde zeitgleich an Experimenten und
Theorien gearbeitet, die die elektrische Natur von Blitzen beweisen
sollten. Beispielsweise in Bologna, der ältesten Universität Europas.
Dort kämpfte Laura Bassi, die erste weibliche Universitätsprofessorin
Europas, in einer Welt voller Männer um Gehör ihrer Theorien zum
Thema Blitze. Bologna war zu dieser Zeit ein wahres Meer aus
Geschlechtertürmen ? schlanken, hohen Gebäuden, die stolz in den
Himmel ragten. Doch genau diese Türme wurden in der gewitterreichen
Region schnell zu gefährlichen Brandfallen. Immer wieder setzten
Blitzeinschläge ganze Viertel in Flammen.

Die Theorie, dass Blitze eine elektrische Entladung von
Gewitterwolken darstellen, war für sie auch schon durch eigene
Experimente bewiesen. Die Idee, die sie nun auch im Austausch mit
anderen Naturwissenschaftlern verfolgte, war, den elektrischen Strom
so umzuleiten, dass er keinen Schaden mehr an Gebäuden verursachen
konnte. Gemeinsam mit ihrem Mann installierte sie im Jahre 1752 den
ersten funktionierenden Blitzableiter am Turm der Akademie. Ob dieser
wirklich die Stadt vor Blitzschäden schützen konnte, konnte nicht
lange unter Beweis gestellt werden. Leider musste der Blitzableiter
aufgrund von Protesten der noch abergläubischen Stadtbevölkerung
schon bald wieder abgebaut werden.

Der Siegeszug des Blitzableiters konnte aber nicht mehr aufgehalten
werden. In Deutschland wurde der erste Blitzableiter auf der
Hamburger Hauptkirche St. Jacobi im Jahr 1769 installiert. Bald
darauf wurde auch an vielen anderen Orten in Deutschland wie
beispielsweise auf Kirchtürmen und Schlössern Blitzableiter
angebracht. Bis heute findet man auf hohen Gebäuden Blitzableiter,
die zwar technisch angepasst, aber immer noch nach dem gleichen
Prinzip dem Gebäudeschutz dienen. Trotzdem sind Blitzschäden auch
heute keine Seltenheit. Besonders die empfindliche Technik in
modernen Gebäuden sorgt dafür, dass Blitzeinschläge oft teure Folgen
haben. Ein Blick auf die Zahlen zeigt das deutlich: Im Jahr 2023
registrierten Versicherer in Deutschland rund 220.000 Blitz- und
Überspannungsschäden ? und zahlten dafür stolze 330 Millionen Euro an
Entschädigung aus.

Als menschlicher Blitzableiter gilt Roy C. Sullivan, ein ehemaliger
Parkaufseher aus den USA. Er wurde in seinem Leben unglaubliche
sieben Mal vom Blitz getroffen und hat alle überlebt. Riskieren
sollte man einen Blitzschlag aber auf keinen Fall. Die
Sterblichkeitsrate liegt Schätzungen zu Folge bei etwa 30 Prozent. In
Deutschland sterben etwa vier Menschen pro Jahr durch Blitzschlag.
Daher ist es wichtig zu wissen, wie man sich am besten verhält, wenn
man von einem Gewitter überrascht wird. Schutz bieten feste Gebäude
oder das Auto. Wenn man im offenen Gelände unterwegs ist, sollte man
sich möglichst von großen Bäumen fernhalten, die Füße ganz eng
zusammenstellen und sich möglichst klein machen. Auf keinen Fall
sollte man sich auf den Boden legen. Je größer die Fläche mit
Bodenkontakt ist, umso größer können die Spannungsunterschiede im
Körper werden.
Für die kommenden Tage ist deutschlandweit kaum mit Blitzen und
Gewittern zu rechnen. Nur an den Alpen und im Südschwarzwald sind im
Tagesverlauf einzelne Gewitter nicht ausgeschlossen. Ansonsten ist es
sehr sonnig und trocken.

(Die Bilder zum heutigen Thema des Tages finden Sie wie immer im
Internet unter www.dwd.de/tagesthema.)

MSc Sonja Stöckle

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 27.04.2025

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst



Wissenschaft kompakt

Heiter bis historisch: Ein 26. April voller Geschichte(n)



Während der heutige Tag hierzulande eher ruhig verläuft, war der 26.
April in der Geschichte geprägt von Superlativen: Größter
Piratenschatz, Super-GAU, tödlichster Tornado. Eine kleine Reise in
die Vergangenheit.


Heute ist Samstag, der 26. April - der 116. Tag des Jahres 2025.
Namenstag haben "Helene" und "Ratbert", draußen zeigt sich das Wetter
heiter bis wolkig und morgen ist Neumond. Klingt jetzt nicht
überbordend interessant? Dann schauen wir doch mal in die
Vergangenheit, da war es nämlich durchaus ein geschichtsträchtiger
Tag!



Am 26. April 1717 wütet ein Hurrikan vor der Küste Cape Cods,
Massachusetts, und lässt das Piratenschiff "Whydah" auf den
Meeresgrund sinken. Das Besondere: "Whydah" enthält den größten
bislang entdeckten Piratenschatz - 4,5 Tonnen Gold, Silber, Münzen
und Schmuck. 144 Besatzungsmitglieder sterben, unter ihnen der
Kapitän Samuel Bellamy, bekannt als "Black Sam" (der laut Legende
Pirat wurde, um reich genug zu werden, seine Geliebte
zurückzuerobern).


148 Jahre später, am 26. April 1865, wird John Wilkes Booth, der
Mörder von US-Präsident Abraham Lincoln, gefasst. Er wird in einer
Scheune in Virginia gefunden und getötet, als er sich der
Gefangennahme widersetzt. Seine letzten Worte: "Sinnlos, sinnlos".


Im Jahre 1970 wird am 26. April in der slowenischen Stadt Novo mesto
ein kleines Mädchen geboren, das viele Jahre später First Lady der
Vereinigten Staaten von Amerika werden sollte. Ihr Name: Melania
Knavs, die bei ihrer Hochzeit im Jahre 2005 den Nachnamen ihres
Ehemannes "Trump" annahm.


Der wohl leider bekannteste Jahrestag ereignet sich 1986, als am 26.
April um 01:23 Uhr Ortszeit Reaktorblock 4 des Atomkraftwerks
Tschernobyl explodiert. Die Katastrophe, die als Super-GAU (Größter
Anzunehmender Unfall) bezeichnet wird, führt zur massiven Freisetzung
radioaktiver Stoffe in die Atmosphäre, die sich über weite Teile
Europas verteilen. Der Süden Deutschlands wird aufgrund heftiger
Regenfälle deutlich höher belastet als der Norden. Lokal werden im
Bayerischen Wald und südlich der Donau bis zu 100.000 Bq (Becquerel)
Cäsium pro Quadratmeter abgelagert. Bis heute sind dort immer noch
einige Wildtiere, Waldbeeren und Pilzen belastet, da Caesium-137 etwa
eine Halbwertzeit von 30 Jahren hat - das bedeutet, dass sich die
Belastung bis heute erst in etwa halbiert hat.


Nur drei Jahre später, am 26. April 1989, die nächste große
Katastrophe: Ein Tornado richtet in Bangladesch große Zerstörungen
an. Nach Schätzungen der Weltorganisation für Meteorologie war er mit
etwa 1300 Todesopfern der gemessen an der Opferzahl schwerste Tornado
aller Zeiten. Ca. 80.000 Menschen werden obdachlos, ganze Dörfer dem
Erdboden gleichgemacht.


Hoffen wir, dass der 26. April dieses Jahres ohne neue Katastrophen
in die Geschichtsbücher eingeht. In diesem Sinne: Auf einen schönen,
heiter bis wolkigen Samstag!

Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.04.2025

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst





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