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Thema des Tages
Ausgegeben vom Deutschen Wetterdienst. Neueste Meldung oben

Wetter aktuell

Schneeflocken nicht nur aus Papier


Am gestrigen 27. Dezember begingen alle Schneebegeisterten den
"Schneeflocken-Scherenschnitt-Tag". Bei uns sucht man den Schnee
aktuell leider vielerorts vergeblich, dennoch sei das heutige Thema
des Tages dieser weißen Pracht gewidmet.


Schneeflocken sind etwas sehr Filigranes, was man beim Basteln
schnell feststellen wird. Leise fallen sie vom Himmel und tauchen die
Landschaft in ein weißes Kleid. Kinder und Junggebliebene freuen sich
auf Schneemannbauen, Schneeballschlachten und Schlittenfahren. Dies
entspricht gewissen Wunschvorstellungen, wie ein Winter hierzulande
sein sollte.

Doch schneebedeckte Felder und Wiesen stellen nicht nur ein
romantisches Winterbild dar. Die Pflanzen hierzulande brauchen Frost
im Winter, um im Frühling dann wieder wachsen und erblühen zu können.
Allerdings benötigen sie gleichzeitig Schnee, der isolierend wirkt
und sie so vor dem Erfrieren schützt. Schnee sorgt durch seine
geringe Wärmeleitfähigkeit dafür, dass insbesondere tiefer liegende
Erdschichten nicht auskühlen können. Dies schützt wiederum Wurzeln
oder Blumenzwiebeln vor dem Erfrieren. Gleichzeitig sorgt Schnee bei
längerem Sonnenschein dafür, dass das Licht reflektiert wird und sich
der Boden somit nicht erwärmen kann. Dies könnte wiederum das Keimen
der Pflanzen auslösen und Frostschäden wären die Folge. Ein solches
"Phänomen" ist im Spätwinter und in den ersten Frühlingswochen leider
häufiger zu beobachten. Die Vorfrühlingssonne wärmt bereits und die
ersten zarten Pflänzchen sprießen aus dem Boden, aber in den Nächten
ist es oft noch frostig. Schneereste können hier meist Abhilfe
leisten.

Schnee kann sich allerdings auch von seiner weniger romantischen
Seite zeigen. Ein Beispiel hierfür sind Verkehrsbeeinträchtigungen,
die bei Schneefällen und/oder durch Schnee(-matsch) auf der Fahrbahn
ausgelöst werden können. Um gewappnet zu sein, sind Winterreifen
vonnöten und generell gilt, dass die Fahrweise (ob mit dem Auto oder
Fahrrad) den örtlichen Gegebenheiten angepasst werden sollte.

Der Begriff "Schnee" stammt vom indoeuropäischen Wort für "schneien,
(sich) zusammenballen, zusammenkleben" ab. Schneekristalle nehmen
aufgrund der zugrundeliegenden Struktur der Wassermoleküle
sechseckige Formen an.

Die größte Faszination für Schneekristalle hatte mit Sicherheit
Wilson Bentley, denn sein Lebenswerk bestand aus mehr als 5.000
Fotografien natürlicher Schneekristalle, wovon keiner dem anderen
glich. Davon wurden ungefähr 2.400 Fotografien in dem Buch "Snow
Crystals" aus dem Jahr 1931 veröffentlicht.

Die wichtigsten Parameter bei der Entstehung von Schneekristallen
sind Temperatur und Feuchtigkeit. Ukichiro Nakaya war von der Arbeit
Bentleys so fasziniert, dass er sich auch physikalisch mit der
Entstehung von Schneekristallen beschäftigte. Demnach lassen sie sich
je nach Temperatur in zwei verschiedene Grundformen einteilen: Knapp
unter 0 Grad sowie zwischen -10 und -22 Grad liegen sie als Plättchen
vor, dazwischen haben sie die Form von Prismen. Bei Temperaturen von
weniger als -22 Grad können sowohl Plättchen als auch Prismen
auftreten.

Auch in der Kunst wurde das Thema Schnee behandelt. Da wäre in der
Literatur das Märchen "Die Schneekönigin" oder das Gedicht "Wie der
Schnee zu seiner Farbe kam". Auch in Gemälden wie "Die Jäger im
Schnee" von Pieter Bruegel der Ältere ist viel Schnee zu finden.
Lieder wie "Leise rieselt der Schnee" oder "Schneeflöckchen,
Weißröckchen" kennen sicherlich die meisten seit Kindertagen.

Doch wie sieht es in den kommenden Tagen mit (möglichem) Schneefall
aus?

Das umfangreiche Hoch JASMIN südlich von Island blockiert weiterhin
den Weg für atlantische Tiefdruckgebiete nach Mitteleuropa und sorgt
somit insbesondere im Süden für ruhiges Winterwetter. Da die
Tiefdruckgebiete den Umweg über Grönland und Skandinavien nehmen
müssen, erreichen uns immer wieder abgeschwächte Tiefausläufer von
Norden her.

Am heutigen Sonntag ist es nach teils zögernder Nebelauflösung oft
heiter oder sonnig, im Süden kann sich gebietsweise jedoch
beständiger Nebel oder Hochnebel halten.

In der Nacht zum Montag kommen von Norden bis zur Mitte dichte
Wolkenfelder voran, aus denen es vereinzelt etwas nieseln kann, was
dann teils mit Glätte einhergeht. Ansonsten ist es gering bewölkt
oder klar, im Süden hält sich weiterhin gebietsweise Hochnebel.

Zum Start in die neue Woche treten im Norden und in der Mitte
gebietsweise leichte Niederschläge auf, die im Bergland als Schnee
oder Schneeregen fallen. In der Südhälfte scheint abseits der
Hochnebelgebiete hingegen vielfach die Sonne.

In den darauffolgenden Tagen kommen die Niederschläge bis in den
Süden voran, die dann dort ab den mittleren Lagen als Schnee oder
Schneeregen fallen.

M.Sc. Tanja Egerer

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 28.12.2025

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst



Wetter aktuell


Nicht aufs Glatteis führen lassen



In der Nacht zum Samstag gab es im Norden Deutschlands örtlich
Glatteis durch gefrierenden Sprühregen. Wir erklären, wie es unter
Hochdruckeinfluss dazu kommen konnte und warum diese Prognose für uns
Meteorologen schwierig ist.


Ab dem späten Nachmittag bzw. frühen Abend des gestrigen Freitags kam
es in einem breiten Streifen in etwa von der Elbmündung über Hamburg
nach Berlin und weiter Richtung Frankfurt (Oder) zu einer tückischen
Kombination. Aus einer tiefen, aber nicht besonders mächtigen
Wolkendecke fiel Sprühregen bei Temperaturen knapp unter dem
Gefrierpunkt.

Exemplarisch für die meteorologische Situation in den untersten
hundert Metern der Troposphäre soll der Radiosondenaufstieg von
Lindenberg, südöstlich von Berlin vom Samstag, den 27.12.2025 um 7
Uhr stehen. Sehr ähnliche Bedingungen gab es in der Nacht auch weiter
nördlich und nordwestlich in dem angesprochenen Streifen. Der
Radiosondenaufstieg zeigt am Boden eine Temperatur von etwa -2 Grad,
bis etwa 570 m Höhe nimmt diese auf rund -4 Grad ab, bei praktisch
vollständig gesättigter Luft (Taupunkt=Temperatur). Ein völlig
anderes Bild ergibt sich in 710 Meter Höhe, dort war die Luft etwa +5
Grad "warm" zugleich war die Luft zwar absolut feuchter, relativ
gesehen deutlich trockener als in tieferen Schichten. Dies zeigt sich
an der Differenz von Taupunkt und Temperatur, die deutlich zugenommen
hat und in höheren Luftschichten noch markanter wird. An dieser
Grenzschicht bzw. Inversion zwischen 600 und 700 Meter lag die
Obergrenze der Wolken. Die Niederschlagsbildung fand also darunter
statt.

Bei Temperaturen unter -10 Grad finden sich in Wolken in aller Regel
unterkühlte Wassertröpfchen und erst bei niedrigeren Temperaturen
findet allmählich ein Übergang zu Eiskristallen statt. Im
betrachteten Fall gab es nur unterkühlte Wassertröpfchen. Diese
werden aber erst zum Problem, wenn diese auch aus der Wolke
herausfallen und den kalten Boden erreichen. Dies war ab dem
Freitagabend der Fall. Wahrscheinlich, weil die feuchte Schicht nun
besonders feucht und ausreichend dick war, um Tröpfchen zu
generieren, die schwer genug waren herauszufallen. Am Boden bildete
sich als Folge eine dünne Eisschicht, Glatteis.

Der Meteorologe kann das Potenzial für Glatteis aus den Daten der
Wettermodelle und aktuellen Messungen abschätzen. Die konkrete
Glättesituation vor Ort bei Entstehen des Glatteises ist dann aus der
Entfernung häufig schwierig zu beurteilen. Denn für Glatteis reichen
geringste Mengen an Niederschlag, teilweise zu wenig, um von den
Messstationen detektiert zu werden. Zudem ist bei Temperaturen um 0
Grad am Boden die Grenze zwischen gefrierendem Sprühregen und
"normalem" Sprühregen sehr eng.

Hilfreich sind für uns die Meldungen der Nutzer der WarnWetter-App.
Diese können den Wetterzustand und auch mögliche Glätte melden.
Besonders hilfreich sind mit Bildern versehene Glätte-Meldungen,
damit wir uns im wahrsten Sinne des Wortes ein Bild von der Lage
machen können. In der folgenden Animation erkennt man den Verlauf der
Meldungen vom 26.12.2025 16 Uhr bis zum 27.12.2025 10 Uhr. Pro Bild
sind jeweils die Meldungen der vergangenen 60 Minuten dargestellt. Zu
beachten ist, dass die Dichte der Meldungen stark abhängig von der
Bevölkerungsdichte ist und somit Hamburg und Berlin besonders
hervorstechen, die Gebiete dazwischen, aber nicht weniger von Glätte
betroffen sein müssen. Auch ein Tagesgang der Meldungen wird
sichtbar. Leicht verständlich gehen um 3 Uhr in der Nacht weniger
Meldungen ein als um 9 Uhr am Vormittag.

Doch genug des Rückblicks wenden wir uns der Wetterprognose zu. Heute
tagsüber hat sich die Glättesituation entspannt, dennoch kann es
örtlich zur Kombination von Sprühregen und Temperaturen unter dem
Gefrierpunkt kommen. Kritischer wird es in der Nacht zum Sonntag.
Dann bestehen in einem Streifen von der Eifel über den nördlichen und
zentralen Mittelgebirgsraum bis nach Sachsen und Südbrandenburg
ähnliche Bedingungen wie in der vergangenen Nacht im Norden.
Besonders in der östlichen Mitte muss mit gefrierenden Sprühregen und
in der Folge mit Glatteis gerechnet werden. Die Meteorologen des
Deutschen Wetterdienstes werden für die am meisten gefährdetsten
Regionen entsprechende Warnungen vor Glätte herausgeben.
Erfahrungsgemäß werden im Laufe der Nacht aber Anpassungen nötig
werden. Neben Messwerten werden dann auch die von Ihnen abgegebenen
Meldungen genutzt. Vielen Dank dafür!


M.Sc.-Met. Thore Hansen

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 27.12.2025

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst





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