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Thema des Tages
Ausgegeben vom Deutschen Wetterdienst. Neueste Meldung oben

Wetter aktuell

Wassermassen im Paradies



Jamaika und weitere Inselstaaten in der Karibik bereiten sich auf
verheerende Auswirkungen durch Hurrikan MELISSA vor. Vor allem
großräumige Überschwemmungen sind zu befürchten.



Während hierzulande das umfangreiche Sturmtief JOSHUA mit Zentrum bei
Dänemark für klassisches Herbstwetter mit viel Wind, Regen und kühle
Temperaturen sorgt, kommt es für Teile der Karibik in den kommenden
Stunden knüppeldick mit Gefahr für Leib und Leben. So schickt sich
zur langsam aber sicher zu Ende gehenden Hurrikansaison (im
Normalfall bis Ende November) Hurrikan MELISSA an, der bis dato eher
ruhigen Saison nochmal ein gewaltiges Ausrufezeichen zu verpassen.

Wobei man hierbei differenzieren muss. So war die Vorhersage des
Klimaprognosezentrums der US-amerikanischen NOAA (National Oceanic
and Atmospheric Administration) für eine tendenziell leicht
überdurchschnittliche Wirbelsturmaktivität auf dem Nordatlantik
durchaus zutreffend (siehe Thema des Tages vom 08.08.2025) und eben
nicht gerade ruhig. Ein teilweise verzerrtes Bild in der
Öffentlichkeit ist dadurch entstanden, dass bisher so gut wie keine
Auswirkungen auf die US-Küste oder Karibikstaaten entstanden sind und
es in der Mehrheit "nur" sogenannte Fischstürme über offenem Wasser
waren. Die avisierten 6 bis 10 Hurrikans sind zwar noch nicht
erreicht, MELISSA ist aber bereits der 5. Hurrikan der Saison und
nach ERIN, GABRIELLE und HUMBERTO bereits der 4. Major Hurrikan
(Kategorie 3+). Dabei ist die Prognose bezüglich der Anzahl schwerer
Hurrikans bis zum Limit ausgereizt (vorhergesagt waren 2-5).

Mit einem Kerndruck unter 950 hPa steuert der Wirbel nun allmählich
auf Jamaika zu, liegt aktuell rund 200 km südöstlich des
Inselstaates. Im Satellitenbild von 12 UTC erkennt man gut das Auge
des Hurrikans. In den letzten 24 Stunden hat sich MELISSA extrem
intensiviert, die Mittelwinde um rund 50 Knoten (entspricht knapp 100
Kilometer pro Stunde) auf über 120 Knoten (circa 220 km/h)
zugenommen. Damit hat der Wirbel mal eben so die Hürde von einem
Tropensturm zu einem Hurrikan der Kategorie 4 genommen, soll sich
laut Prognosen des National Hurricane Centers bis zum Wochenstart
noch auf Kategorie 5 mit dann 140 Knoten im Mittel hochschrauben.
Spitzenböen können unfassbare 300 km/h überschreiten. Dafür findet
MELISSA ideale Bedingungen mit Wassertemperaturen nahe 30°C und
keinerlei nennenswerter Änderungen der Windrichtung und
-geschwindigkeit in höheren Luftschichten vor.

Als wäre das alles nicht schon genug, kommt nun noch erschwerend
hinzu, dass sich der Hurrikan nur sehr langsam verlagert, derzeit mit
gerade einmal 7 Kilometern pro Stunde westwärts. Laut
übereinstimmenden Berechnungen erfolgt zum Montag dann der langsame
Abzweig nordwärts, so dass das System in der Nacht zum Dienstag an
der Ostseite Jamaikas aufschlagen dürfte. Dabei lädt es
unvorstellbare Regenmassen ab. Aktuelle Prognosen gehen von
verbreitet 300 bis 500, kleinräumig von mehr als 750 Litern auf den
Quadratmetern (entspricht auch Millimetern/mm) aus, teilweise
innerhalb von 24 Stunden (Bild 2). Zum Vergleich: Die
durchschnittliche jährliche Niederschlagssumme liegt in Berlin bei
etwa 600, in Düsseldorf bei rund 800 Litern pro Quadratmeter. Das
bedeutet, dass sämtliche Summen aus winterlichen Niederschlägen und
sommerlichen Gewittern hierzulande in diesem tropischen System binnen
eines Tages abgeladen werden. Wahnsinn!

Dementsprechend sind bereits zahlreiche Warnungen der Behörden
ausgegeben worden. Für Jamaika, zur Wochenmitte auch in Teilen
Haitis, der Dominikanischen Republik und der Ostteil Kubas besteht
erhöhte Gefahr von schweren Überschwemmungen, Landrutschen,
zerstörter Infrastruktur und von der Außenwelt abgeschnittenen
Regionen. Eine Flutwelle bis zu 4 Metern wird prognostiziert. Erst
zum Donnerstag, wenn der Hurrikan von einem Höhentrog über dem Osten
der USA eingefangen und dadurch beschleunigter nordostwärts geführt
wird, kann Entwarnung gegeben werden. Es steht zu befürchten, dass
man diesbezüglich bis dahin in den kommenden Tagen aber erstmal
einiges an verheerendem Bild- und Videomaterial in den einschlägigen
Medien zu sehen bekommen wird.

Dipl.-Met. Robert Hausen

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.10.2025

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst



Wissenschaft kompakt

Zwei Monate vor Weihnachten: Der Weihnachtsmann prüft die
Wettervorhersage


Eine weite Reise will gut geplant sein... Über den Weihnachtsmann und
seine Vorbereitungen - von Eiskristallen bis zur saisonalen
Wetterprognose.


Die Sonne ist längst verschwunden hinter den Hügeln von Korvatunturi
in Finnisch Lappland, als sich der Weihnachtsmann am Abend des 25.
Oktober auf die Suche nach seinem Laptop begibt. Noch zwei Monate bis
Weihnachten - höchste Zeit also, die aktuellen subsaisonalen und
saisonalen Wettervorhersagen zu prüfen. Dieses Mal möchte er perfekt
vorbereitet sein für seine Reise nach Mitteleuropa. Unweigerlich
fällt ihm die Odyssee vor drei Jahren ein, als Rudolf sich an den
Kanelbullar übernommen hatte und die Huskys kurzfristig einspringen
mussten. (Die ganze Geschichte ist hier nachzulesen:
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2022/12/23.html)

Mit einem tiefen Seufzer klappt der Weihnachtsmann seinen Laptop auf.
Seit einigen Jahren nutzt er die Wettermodelle des Europäischen
Zentrums für mittelfristige Wettervorhersage, um einen vagen Trend
für die nächsten Wochen und Monate zu bekommen. Doch die bunten
Karten mit Luftdruck und Temperaturfeldern bestätigen seine
Befürchtung: Kein Kälteeinbruch in Sicht. Ein kräftiges Hoch über
Nordskandinavien würde ihm deutlich besser gefallen. "Mal wieder eine
ordentliche Inversionslage, das wäre doch was", brummt er enttäuscht.
Klare Nächte, gefrorene Seen, glitzernde Schneekristalle - so sähe
für ihn der perfekte Winterbeginn aus.

"Vielleicht haben die Europäer dieses Mal auch einfach nicht recht",
denkt sich der Weihnachtsmann und schmunzelt, als ihm sein inzwischen
meteorologisch-umgangssprachlicher Jargon bewusst wird.
Enthusiastisch öffnet er die saisonalen Vorhersagekarten des
Deutschen Wetterdienstes. Doch auch hier mehr rote als blaue Farben
bei den Temperaturprognosen. "Schade, Schokolade" entfährt es ihm und
er kann nicht anders, als ein kleines Schoko-Stückchen von den
vorbereiteten Geschenken zu stibitzen. Ganz möchte er die Hoffnung
auf schneereiche, klirrend kalte Weihnachten aber nicht aufgeben,
weiß er doch, dass (sub)saisonale Vorhersagen keine exakte Prognose
für die Weihnachtstage geben, sondern vielmehr eine zeitlich
gemittelte und probabilistische Aussage liefern.

Draußen herrschen -2 °C, und noch liegt kein geschlossener Schnee.
"Das Albedo-Feedback läuft noch auf Sparflamme", denkt der
Weihnachtsmann, während er sich in seinen roten Mantel hüllt. Ohne
helle Schneeflächen, die das Sonnenlicht zurückwerfen, bleibt der
Boden dunkler und nimmt mehr Energie auf - was die winterliche
Abkühlung zunächst bremst. Aber lange kann es nicht mehr dauern, bis
der erste Pulverschnee fällt. Die Rentiere scharren jedenfalls schon
ungeduldig mit den Hufen.

Beim Blick aus dem Fenster erkennt er die ersten Eiskristalle an den
Fensterscheiben und seine Augen strahlen. "Resublimation", murmelt
der Weihnachtsmann in seinen langen Bart, "der Wasserdampf geht
direkt in festen Zustand über, ganz ohne flüssige Zwischenphase."
Wenn sich jetzt noch eine ruhige, feuchte Luftschicht bilden würde,
könnte es Eisnebel geben. Das wäre zwar romantisch, aber für die
Navigation mit dem Schlitten nicht ganz ungefährlich. Vielleicht
sollte er doch die GPS-Antenne am Schlitten überprüfen - oder den
Polarstern, seinen altbewährten Kompass, wieder stärker in den
Mittelpunkt rücken.

Er zündet eine kleine Kerze an, setzt sich an seinen Schreibtisch und
macht sich Notizen. "Schlittenkufen einfetten, Rentierdecken
ausbürsten, GPS-Antenne überprüfen, Schneeflockentypen checken, ..."
- denn je nach Temperatur und Luftfeuchtigkeit verändern sich Form
und Dichte der Kristalle, und auf nassem, grobkörnigem Schnee ist das
Bremsen deutlich schwieriger. Letztes Jahr ist er auf spiegelglattem
Reif sogar rückwärts gerutscht - und das ausgerechnet mit vollen
Geschenkesäcken!

Draußen zieht ein schwacher Nordostwind auf. Der Weihnachtsmann
lächelt. "Noch zwei Monate", flüstert er leise. "Dann ist wieder
Weihnachten." Und bis dahin? Da beobachtet er weiter Wolken, Nebel,
Frost und Nordlichter - mit der gleichen funkelnden Begeisterung wie
seine Freunde des Deutschen Wetterdienstes.

Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann

Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 25.10.2025

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst





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